Steffen Dangel, CGI

Steffen Dangel

Director Consulting

 

Bei Unternehmen, die den elektronischen Zahlungsverkehr abwickeln, gibt es eine lange Historie von Zusammenschlüssen. Die Gründe für die Fusionen, Übernahmen oder Joint Ventures waren und sind dabei vielfältig: Oft liegen ihnen geografische Expansionspläne zugrunde, es sollen weitere Vertriebskanäle erschlossen, die Produktportfolios strategisch erweitert oder Skaleneffekte realisiert werden.

Diese Marktkonsolidierung hat dazu geführt, dass große Dienstleister der Payment-Branche oft mehrere Gateways zur Zahlungsabwicklung betreiben. Diese wurden jedoch nicht unbedingt gezielt hinzugekauft und sollen daher im weiteren Verlauf zu einer einzelnen zukunftsfähigen Lösung konsolidiert werden.

In meinem dreiteiligen Blog-Artikel beschreibe ich, vor welchen Herausforderungen Unternehmen bei diesen Unterfangen stehen und warum eine konkrete Zielsetzung für die Wahl der richtigen Lösung so wichtig ist.

Die grundlegenden Funktionen von Payment Gateways

Die als Payment Gateways bezeichneten Systeme fungieren vereinfacht gesagt als Verbindung zwischen der technischen Zahlungsinfrastruktur beim Händler und den Abwicklungsplattformen verschiedener Zahlungsdienste. Ursprünglich waren sie für die Anbindung von E-Commerce-Shops konzipiert, um beispielsweise die Akzeptanz von Kreditkarten im Internet zu ermöglichen. Mittlerweile haben sich viele der Gateways jedoch zur zentralen Schaltstelle für eine Omni-Channel-Experience entwickelt, über die auch bedeutende Zahlungsströme aus dem stationären Handel abgewickelt werden.

Obwohl die Payment Gateways in ihrer Grundfunktionalität meist vergleichbar sind, gestaltet sich ihre Zusammenführung auf eine einzelne Lösung in den Unternehmen schwierig.

In diesem Blog-Artikel erkläre ich, welche Aspekte bei einer Gateway-Konsolidierung berücksichtigt werden sollten. Darüber hinaus stelle ich einen Leitfaden für eine erfolgreiche Umsetzung vor. Im ersten Teil konzentriere ich mich dabei auf die Ziele, die mit einer Zusammenführung der Gateways erreicht werden sollen. Im zweiten Teil betrachte ich den Vergleich einzelner Gateway-Lösungen, während sich der dritte Teil mit den besonderen Herausforderungen befasst, die bei einem solchen Projekt auftreten können.

Was für die Konsolidierung von Gateways spricht

Es erscheint offensichtlich, dass beim Versuch, viele Payment Gateways zu einer einzelnen Lösung zusammenzuführen, zunächst ein konkretes Ziel bzw. ein konkreter Anlass im Vordergrund stehen sollte.

In der Praxis wird dieser entscheidende Schritt jedoch oft übergangen. Unternehmen starten häufig damit, die Funktionen ihrer Gateways direkt zu listen und zu vergleichen. So erhalten sie schnell eine vermeintliche Klarheit darüber, welche Systeme in naher Zukunft abgeschaltet werden können.

Dieses Vorgehen birgt jedoch das Risiko, dass die Konsolidierung nicht optimal umgesetzt werden kann: Die Entscheidungsgrundlagen und die Strategie sind einfach nicht transparent genug. Und so wird die Auswahl der Plattform im Verlauf häufig wieder infrage gestellt und gelegentlich gänzlich verworfen.

Um dem entgegenzuwirken, ist es sinnvoll, sich die verschiedenen Zielsetzungen einer Gateway-Konsolidierung vor Augen zu führen:

  • Einsparungen bei technischem Betrieb und Wartung
  • Verschlankung von Support-Strukturen
  • Vermeidung von Mehrfach-Investitionen
  • Klarere Strukturierung des Produktangebots nach außen
  • Umstellung auf zukunftsfähige Technologien
  • Schnellere Bereitstellung neuer Funktionen
  • Zugang zum vollen Produktangebot für alle Kundengruppen
     

Um die richtigen Entscheidungen treffen zu können, empfiehlt es sich, zunächst die Gründe klar zu benennen, die für das Unternehmen im Vordergrund stehen. Im zweiten Schritt sollte dann eine reale Bestandsaufnahme vorgenommen und ein konkretes Zielbild erstellt werden.

Die Bedeutung der Zielsetzung für die Konsolidierung

Nehmen wir an, ein Unternehmen möchte vor allem vermeiden, Investitionen in neue Funktionen für verschiedene Payment Gateways zu tätigen oder die Umsetzung von Compliance-Anforderungen mehrfach durchzuführen. In diesem Fall ist es ratsam, die Investitionen aufzulisten, die in den letzten drei Jahren in jedes Gateway geflossen sind. Darüber hinaus sollten alle neuen Funktionen zusammengestellt werden, die für die nächste Zeit geplant sind.

  • Der Überblick über die Ist-Situation könnte zum Beispiel folgende Fakten beinhalten:
  • Getätigte oder geplante Investitionen nach Thema, z. B. Einführung der neuen Zahlart xy
  • Auflistung der Payment Gateways, bei der die Funktion implementiert wurde bzw. werden soll
  • Angabe der Kosten pro Payment Gateway
  • Erfolgsreport der einzelnen Payment Gateways, z. B. Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer oder Transaktionen seit der Einführung bzw.
  • Planzahlen im Falle einer zukünftigen Entwicklung
     

Eine nüchterne Analyse und solide Zahlen bieten schnell Einblick in das tatsächliche Einsparpotenzial. Der ermittelte Wert ermöglicht einen realistischen Vergleich mit den Aufwendungen und Risiken einer Gateway-Konsolidierung und kann, wenn sich die Maßnahme als wirtschaftlich sinnvoll erweist, als konkretes Ziel formuliert werden.

Entsprechend sollte bei anderen Beweggründen für die Gateway-Konsolidierung vorgegangen werden. Wenn der Fokus zum Beispiel darauf liegt, allen Kundengruppen Zugang zum gesamten Produktangebot zu geben, müssen zunächst die Kundensegmente und ihre Bedürfnisse analysiert werden. Eine objektive Bewertung dieser Punkte zeigt auf, welche Funktionen verschiedene Kundengruppen nutzen und wie sich die Zusammenführungen des Produktportfolios auf den Umsatz auswirken würden.

Warum messbare Vorteile entscheidend sind

Als Ergebnis sollte ein Zielbild entstehen, das messbare Vorteile benennt, die durch die Konsolidierung der Gateways erreicht werden sollen – zum Beispiel Kosteneinsparungen, Effizienzsteigerungen und eine verbesserte Positionierung am Markt.

Hier drei Beispiele aus der Praxis:

  1. Die Ist-Situation zeigt, dass bei der Einführung einer neuen Zahlart der Implementierungsaufwand aktuell bei durchschnittlich 500.000 EUR liegt. Dies resultiert aus der Notwendigkeit, gleiche Tätigkeiten in mehreren Teams für verschiedene Gateways durchzuführen. Das Ziel der Konsolidierung besteht darin, den Implementierungsaufwand für eine zukünftige neue Zahlart auf 125.000 EUR zu reduzieren.
  2. In der Ist-Situation können aufgrund fehlender Kapazitäten neue Funktionen nicht gleichzeitig für alle Gateways umgesetzt werden. Dadurch sind sie nicht für jeden Bestandskunden nutzbar. Dies hat einen Umsatzverlust von 2 Mio. Euro pro Jahr zur Folge. Das Ziel der Konsolidierung besteht darin, den Umsatz um 2 Mio. Euro pro Jahr zu steigern, indem neue Funktionen zentral für alle Bestandskunden bereitgestellt werden.
  3. Die Schnittstellen zweier Gateways sind so veraltet, dass sich inzwischen 20 % der interessierten Kunden für einen Wettbewerber entscheiden. Das Ziel ist eine Steigerung von 15 % bei den Neukunden durch eine einheitliche, moderne und leicht integrierbare API. Die klare Formulierung dieser Ziele macht deutlich, warum die Konsolidierung der Gateways erforderlich ist. Gleichzeitig ermöglicht sie es, genau die Aspekte zu identifizieren, die für den Vergleich und die Bewertung herangezogen werden müssen.
     

Im zweiten Teil des Blog-Artikels führe ich näher aus, wie das Zielbild für einen Vergleich der Payment Gateways herangezogen werden kann.

Über diesen Autor

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Steffen Dangel

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Steffen Dangel ist seit Mai 2023 als Director Consulting bei uns tätig und bringt hier seine fundierte Expertise in der Beratung von Unternehmen aus der Finanzdienstleistungsbranche ein. Sein Fokus liegt auf der Unterstützung bei der Transformation zu digitalen Geschäftsmodellen, der Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen ...